Restauranttipps

Alte Espressomaschinen

Diese Gaggia America mit zwei Brühgruppen ist komplett und befindet sich in konserviertem Originalzustand.GaggiaAmerica
Handhebel, 2-gruppig - Diese Gaggia America mit zwei Brühgruppen ist komplett und befindet sich in konserviertem Originalzustand.
Preis: x Euro

Buchtipp:

Ursula Ferrigno: Italiens leichte Küche.Ursula Ferrigno: Italiens leichte Küche. Italiens leichte Küche ist eine Sammlung köstlicher vegetarischer Rezepte und Fischgerichte, von Wildkräuterfrittata und Mozarellacrescenta mit gerösteten Paprikaschoten über ein...

Restauranttipp:

Le VolteHerzlich, familär und lecker. Fangen wir einmal so an: Das Ristorante Le Volte ist so gut, dass ich mich bemüßigt sehe, diese brach liegende...

Düfte und Geschmäcker des Piemont

Bewertung

Restaurant: Enoteca e Ristorante I Caffi


Besuch am: 07.11.2010
Region: Piemonte

Enoteca e Ristorante I Caffi

Fast 8 Jahre nach meinem Besuch (meinen ursprünglichen Bericht können Sie hier lesen) im famosen "I Caffi" war es allerhöchste Zeit, dieses einzigartige Restaurant wieder zu besuchen. Ein Wochenende in Alba rund um den Trüffelmarkt nahmen wir zum Anlass, extra einen Abstecher in das 70 km entfernte Acqui Terme zu machen, um die Arbeit des exzellenten Familienbetriebs erneut zu genießen. Um es kurz zu machen: auch in den neuen Lokalitäten in der Altstadt des Kurortes Acqui Terme ist das Restaurant meine absolute Empfehlung für jeden, der sich auch nur in Norditalien befindet.

Auch in den neuen Räumlichkeiten, die sich in einer romantischen kleinen Gasse der Altstadt von Acqui befinden, vollbringen die vier Familienmitglieder, das Ehepaar Sara und Piero sowie die Eltern Bruna und Paolo, ausgemachte Wunder. Als echter Familienbetrieb werden nur für Wochenenden Mitarbeiter dazugeholt, den Großteil der Arbeit erledigt man mit Enthusiasmus, Herzblut und einem an der vorzüglichen kulinarischen Tradition des "Albese"-Gebietes geschulten Geschmacksempfinden. Während eine wunderschöne Räumlichkeit im alten Weinkeller, "la sala delle mura", mit Gewölbedecke aus alten Ziegeln den Mittagsgerichten vorbehalten ist, isst man zu Abend im eindrucksvollen "sala padronale", dessen gediegen-historische Substanz aus edler Holzbalkendecke und historischen Möbeln mit punktuellen modernen Glanzlichtern wie der spektakulären Wandleuchte aufgewertet wird. Und während der Mittagstisch sich an den traditionellen Rezepten der Gegend und der Saison sowie an der Geldbörse der arbeitenden Bevölkerung orientiert, spiegelt sich das architektonische Umfeld allerbestens auch beim Abendessen wider: Auch hier werden handwerklich vorzügliche Gerichte, größtenteils den Düften und Genüssen der Saison im Südpiemont angelehnt, behutsam-experimentell zu wahren Festlichkeiten aufgewertet.

Bruna Cane kreiert Gerichte der Gegend, die sich zwar an Traditionen anlehnen, aber für sich genommen Verfeinerungen und Modernisierungen bedeuten; eine Küche, die sich auf die Qualität und Frische der Zutaten verlässt: Fleisch, Gemüse und Käse der Region mit besonderem Augenmerk auf Pilze, Trüffel und Wild in der Herbstsaison. Neu im Vergleich zum letzten Besuch ist die Einführung von Fischgerichten, Meeres- wie Flussfischen. Diese Angebote richten sich exklusiv nach dem Tagesangebot auf dem Markt und reichern das bereits hervorragende Standardangebot noch weiter an.

Und weil die Auswahl der Zutaten der Anfang und das Ende jedweder Küche bedeuten, macht es sich ganz grundlegend bemerkbar, dass man zur Inaugenscheinnahme der Zutaten jeden morgen zum Händler oder Fischer fährt, anstatt diese entscheidende Arbeit per Anruf beim Großhändler abzuhaken. Frische und Qualität der Zutaten muss man eben sehen, riechen und schmecken, um seinen Gästen eine Qualität bieten zu können, die der bequeme Großhändler nicht bietet. Dass uns der Koch Piero am nächsten Morgen noch einen in der Nacht selbst gefundenen weißen Trüffel präsentierte war sicherlich das Sahnehäubchen auf dem für sich schon perfekten Paket. Natürlich ist dies selbstverständlich und ich hole so weit auch nur aus, um mein Erstaunen kundzutun, dass man im "I Caffi" weiterhin das Preisniveau von 1998 hält. Das "kleine Menü", bestehend aus Antipasto, erstem und zweitem Gang, Süßspeise und Caffè kostet weiterhin unglaubliche 40 Euro. Diesen Preis zahlt man in jedem beliebigen norditalienischen Bahnhofsrestaurant für aufgewärmte Speisen unklarer Provenienz. Im "I Caffi" wird man für denselben Preis von Ambiente und Küche in einer Qualität verwöhnt, dass spielend das dreifache kosten sollte. Und dies meine ich äußerst ernst.

Ich denke, ich habe bereits zum Ausdruck gebracht, dass wir von den neuen Räumlichkeiten sehr angetan waren und uns der Empfang durch das äußerst sympathische und warmherzige Familienteam uns sofort "zuhause" fühlen ließ. Der Service ist schnell, aufmerksam, stilistisch korrekt und dabei aber niemals steif oder unpersönlich. Es ist sofort spürbar, dass hier eine Einheit aus Architektur, Mitarbeitern, Gerichten und Weinen gewachsen ist, die selbst im an kulinarischer Tradition nicht eben armen Weingebiet Süd-Piemont seinesgleichen sucht. Jeder fühlt sich in das Projekt eingebunden und dafür verantwortlich und gemeinsam sucht man, die Philosophie, di "cultura del cibo", auf einer durchaus auch angenehm persönlichen Ebene zu leben und zu vermitteln. Jeder, der jemals einen auch sehr guten guten Whiskey vom Händler seines Vertrauens mit einem im Keller einer kleinen irischen Dorfdistillerie vom 80-jährigen Brennmeister gereichten "speziellen Tropfen" verglichen hat, weiß sofort, was ich meine.

Wir wählten das "kleine Menü", was im "I Caffi" nur bedeutet, dass man freie Auswahl der auf der Karte gelisteten Gerichte hat, sich aber um den Preis nicht mehr sorgen muss. Die Gerichte sind saisonabhängig und ich möchte die spektakulären Teller deswegen auch überhaupt nicht in voller Länge aufführen und nur anmerken, dass das Fasanen-Tartar mit feinstem Frischkäse und 3 verschiedenen Salzsorten als Antipasto sowie meine Fasanen-Tagliata mit auf den Punkt gegarten Zucchini-Stäbchen sich knapp gegen die äußerst vorzügliche Konkurrenz aus diversen Steinpilz-, Trüffel- und Kaninchen-Gerichten durchsetzen konnte. Festzuhalten bleibt zudem, dass sich keiner der gereichten Gänge auch nur irgendeine Schwäche erlaubte. Die mehr als ausreichenden Portionen werden jeweils liebevoll dekoriert auf dezent modernem, hochwertigen Geschirr gereicht. Als Weine folgten wir sehr gern den exzellenten Empfehlungen von Paolo zu einem 2006er Barbaresco und einem 2004er Barolo. Auch hier stehen Preis und Qualität in einem Verhältnis, das zu 100% den Gast bevorteilt. Besonders der Barolo war eine Erfahrung.

Was sich in Worten in jedem Fall nur unzureichend beschreiben lässt, ist die Kombination aus hervorragender, teilweise auch durchaus experimenteller, Küche in einer hochwertigen, dabei aber nie steifen und immer herzlichen Atmosphäre. Ich schließe mich daher mit Freude meinem damaligen Urteil aus dem Jahr 2002 an und empfehle das Restaurant wirklich jedem Italienurlauber, der für einen Abend auf Sauerkraut verzichten kann. Ein besseres Restaurant kenne ich nicht und ich würde mich wirklich für Sie freuen, wenn Sie unsere Begeisterung bei Ihrem nächsten Urlaub einmal teilen könnten. Ein unnachahmlicher Lehrpfad durch die Düfte und Geschmäcker des Piemonts.

Das Lokal ist Sonntags und Mittwochs geschlossen, eine telefonische Voranmeldung ist sicherlich empfehlenswert. Da sich das "I Caffi" inmitten der Fußgängerzone Altstadt mit seinen verwinkelten Gässchen befindet, empfiehlt es sich, dass Auto am nur 100 m entfernten "Piazza Italia" zu parken. Das Restaurant finden Sie dann nach wenigen Schritten in der "Via Verdi".

Kai Tippmann


Kontaktdaten
Enoteca e Ristorante I Caffi
Via Verdi
15011 Acqui Terme
Telefon: 0039-0144-325206
Fax: 0039-0144-325206
E-Mail:
Web: www.icaffi.it