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Literaturtipps & Rezensionen

Clemens Meyer: Als wir träumten

"Dal letame nascono i fior dai diamanti non nasce niente." "Auf dem Mist wachsen Blumen, aus Diamanten wächst niemals etwas." (Fabrizio de André: "Via del campo")

Manchmal komme ich erst viel zu spät auf tolle Bücher und manchmal schaffe ich es viel zu spät, tolle Bücher zu lesen. So geschehen beim hervorragenden "Als wir träumten" von Clemens Meyer, erschienen bereits 2006 im Fischer Taschenbuch Verlag. Nein, es ist kein Fußball-Buch, die Protagonisten sind zwar Fans vom Chemie Leipzig der Vor- und Nachwendezeit, aber wer detaillierte Berichte zu Stadionauseinandersetzungen erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Es handelt sich hingegen um einen wunderschönen, herb-poetischen Roman über das Heranwachsen in einer Welt, die zunächst Revolte gegen staatlich vermittelte Sicherheiten bedeutet, die aber dann vollends aus den Fugen gerät. Ein Buch über Jugendliche, die ihren Platz suchen in einer implodierenden Gesellschaftsordnung; ohne von der völlig überforderten Generation der Eltern und Lehrer dabei Hilfe zu bekommen oder sich wenigstens an ihnen reiben zu können. "Sie sind frei und dem Leben ausgeliefert."

Sehr fein beobachtet, einfühlsam und gekonnt beschrieben, begleiten wir den Protagonisten Daniel Lenz und seine Freunde Paul, Mark, den Boxer Rico, den kleinen Walter und "Pitbull" durch ihre Jugend. Eine Jugend, die in der Trostlosigkeit der zerfallenden Leipziger Ostbezirke um die Zeit des Mauerfalls im Takt von Bier, Extasy, Techno, Einbrüchen, Diebstählen, Autoklau und Prügeleien gelebt wird. Von Protagonisten, deren ebenso verzweifeltes wie konfuses Kämpfen um Werte wie Stärke, Respekt, Männlichkeit davon erzählt, wie sie trotz allem einen Platz suchen in dieser trostlosen Ecke, die das Schicksal und weltpolitische Verirrungen für sie vorgesehen haben. Wie sie sich ihre Normalität ausschmücken, wo "normal" eigentlich überhaupt nichts ist.

Lehrer und Parteigenossen sind Meister des schönen Scheins, Verfechter noch armseligerer Wertillusionen als die orientierungslos von Bruch zu Bruch stolpernden Hauptdarsteller. Eltern verbringen ihre armseligen Existenzen im Zustand durchgängiger Kapitulation und in der Regel betäubt durch flaschenweise "Klaren". Im Zweifel gilt das Recht des Stärkeren. Und so versichern sich unsere Freunde immer wieder, von lakonisch bis wütend, ihrer Stärke, dass sie wissen, wie man "auf der Straße überlebt", dass sie eine Ahnung davon haben, was "Stolz", "Ehre" und "Männlichkeit" sind. Und ebenso möchten sie daran glauben, wie prima sie es sich eingerichtet haben in einer Lebenswirklichkeit. Und trotzdem scheint er durch, der Traum, dass es irgendwo ein besseres Leben geben könnte, dass das Schicksal vielleicht doch noch irgendwo etwas bereithält jenseits von Jugendarrest, Knast, Drogen und Gewalt. Dass es neben dem "Bumsen" irgendwelcher "besoffenen Schlampen" doch noch Liebe gibt, auch wenn kaum einer eine Ahnung davon hat, was das genau sein soll. Dass es irgendwoher Geld regnet, um den Versprechungen des goldenen Westens folgen zu können. Dass es sich irgendwie so fügt, dass die Freunde in ihrem Leipzig-Ost so etwas wie Stabilität finden können, während dort nichts mehr so bleibt, wie es war. Doch, sie träumten, auch wenn sie nicht so recht wussten, wovon.

Da ist Rico, der "beste Boxer der Stadt", auch wenn er schon lange nicht mehr trainiert und seinen Körper durch Zigaretten, Alkohol und Drogen niedergekämpft hat. Da ist Stefan, der davon träumt, dass sein Pitbull-Welpe ihm bald den Respekt des Viertels einbringen könnte – bis sein betrunkener Vater den aus dem Fenster schmeißt. Da ist der kleine Walter, der schmächtige kleine Walter, dessen Leben im geklauten roten Jetta – seiner Lieblingsmarke – verbrennt. "Als wir träumten" erzählt von Existenzen, die schon zerstört sind, bevor sie richtig begonnen haben. Zur falschen Zeit, am falschen Ort. Es erzählt aber auch von Sehnsucht nach "irgendetwas anderem", nach Liebe, nach Bestätigung, nach Respekt, Anerkennung und all den anderen Dingen, die für uns fast alle selbstverständliche Begleitumstände des Lebens sind. Es erzählt von Sensibilität, Stärke und Einfallsreichtum dieser Jungs, von denen niemals jemand etwas wissen wollte. Und die doch mitten unter uns aufgewachsen sind.

Ich halte das Buch für einen der besten und genauesten Romane zum Thema "Wiedervereinigung". Es ist aber ein ebenso hervorragender Roman zum Thema "Heranwachsen", jener schwierigen Zeit, in der man sich seinen Platz in der Welt sucht und in der alles richtig und alles schief gehen kann. "Als wir träumten" ist ein liebevolles Buch, wunderschön geschrieben, perfekt schillernd zwischen äußerer Tristesse und Suche nach Wärme und Anerkennung. Einige der Freunde sterben, andere wandern für Jahre in den Knast, andere blasen sich das Hirn mit Drogen weg. Ein Buch über eine "verbrannte" Generation. Kein Platz für Ostalgie und keine Ehre der Siegergesellschaft, die eine ganze Generation vergessen hat. "Jede Nacht ziehen sie durch die Straßen. Sie feiern, sie klauen, sie fahren ihr Leben gegen die Wand."

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