Buchtipps

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Buchtipp:

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Restauranttipp:

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Literaturtipps & Rezensionen

Beat Hächler (Hrsg.): Das Klappern der Zoccoli. Literarische Wanderungen im Tessin

Die schlechte Nachricht zu Beginn: Einziges Manko des vorliegenden Tessin-Verführers ist das Fehlen von Riegers großartigem Aufstieg zum Pizzo Leone in "Balkon über dem Lago Maggiore".

Ansonsten ist das Klappern der Zoccoli eines der anregendsten Bücher, die ich seit langem in der Hand gehalten habe. Dankbar muß man Beat Hächler sein für seine phantastische Idee, 26 Autorinnen und Autoren aus der Deutschschweiz und dem Tessin - Literaten, Journalisten, Lehrer Schriftsteller, Professoren und andere Tessinverbundene - in die Spur zu schicken, um Wanderungen, Schauplätze, Dörfer und Landschaften aufzuspüren, die Bestandteil des literarischen Tessin sind. Entstanden sind 35 LiteraTouren im schönsten Sinne des Wortes: Teilweise schweißtreibende Annäherungen an Bücher, Menschen und Landschaften, die so verschieden sind wie die vorgestellten Wanderungen, die Menschen, die man darauf antrifft, das herrschende Wetter oder das auf die Wanderung mitgenommene Buch.

Und so entstand eine vergnügliche Glosse über Gustav Renkers schwülstige Bergromanzen, eine großartig recherchierte Wanderung mit Max Frischs "Der Mensch erscheint im Holzän" oder eine kenntnisreiche Auseinandersetzung mit Lisa Tetzner im Tal der "Schwarzen Brüder", der Heimat der Tessiner Kaminfeger-Knaben. Und wirklich: Das Ausgangsmaterial ist gewaltig, alle waren sie hier: Frisch, Hesse, Hemingway, Tucholsky und Hauptmann genau wie Emilio Geiler, der schreibende Lokomotivführer aus Bellinzona oder tessiner Literaten wie Orelli oder Pusterla. Und das kongeniale schweizerisch/deutsche Duo Bauer/Frischknecht durfte natürlich in Hächlers überhaupt Anthologie nicht fehlen.

Diesen Berg von Literatur als Ausgangspunkt und mehr oder weniger nahe am Text machen sich die Autoren auf den Weg in die Berge. Auf Seite 508 (wer dann noch nicht genug hat, findet noch 11 Seiten Beispielbibliografie) bleibt natürlich nichts übrig von den Tessinklischees, weder von rohen und wenig gebildeten Naturburschen noch von der verkitschten "Sonnenstube" der Schweiz. Was immer den Autoren in die Finger kam - Guido Calgaris zutiefst antiromantische Erzählung "Karge Erde" oder Gustav Renkers Jodelbuch "Schicksal am Piz Orsalia" - keine Ideologie hat Bestand vor der sengenden Sonne auf den Geröllhalden oberhalb von Bosco Gurin, vor dem finster drohenden Tamaro, auf zugewucherten Schmugglerpfaden nach Italien oder beim Anblick landschaftszersägender Skilifte und James-Bond-besetzter Staumauern im Verzasca-Tal.

Das Klappern der Zoccoli gehört in den Nachtschrank jedes Tessiner Hotels und in jeden Rucksack ernsthafter Bergwanderer. Denn ganz nebenbei entstand ein großartiger Wanderführer - nicht geschrieben von Profi-Bergsteigern mit Sportambitionen sondern von Tessin-Liebhabern für Tessin-Liebhaber. Um Gewicht zu sparen, ist in dem kursbuch-dicken Band der Reiseführer schon mit drin: Am Ende jeder LiteraTour finden sich präzise Angaben zu Schwierigkeitsgrad, Höhendifferenz, empfehlenswertem Kartenmaterial, Anfahrt und Unterkunft. Mehr kann man nicht erwarten.

Kai Tippmann

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