Buchtipps

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Buchtipp:

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Restauranttipp:

Trattoria Da MariaKulinarisches Museum Lokale wie 'da Maria' gibt es eigentlich gar nicht mehr. Nur die Gäste mit den Handys und die...

Literaturtipps & Rezensionen

Pepo Hofstetter: Marmor, Meer und Maultierpfade: Die Apuanischen Alpen - Wandern in einer unbekannten Toskana

Nun, es sind ja mittlerweile einige Jahre, in denen ich den Schweizer Rotpunkt-Verlag über den grünen Klee lobe für seine Auswahl an "alternativen Wanderführern". Insbesondere die Naturpunkt-Reihe illustriert das Konzept von umweltverträglichem, "sanftem" Tourismus und Erfahrung der kulturellen Gegebenheiten auf's allerfeinste. Und pünktlich zur neuen Saison (2010) erscheint nun die Ausgabe "Marmor, Meer und Maultierpfade - Die Apuanischen Alpen - Wandern in einer unbekanten Toskana". Man bewegt sich also dankenswerterweise wieder einmal abseits der vielfach ausgelatschten Pfade und stellt ein touristisch weitgehend unerschlossenes - und daher umso spektakuläreres - Wandergebiet vor. Dies auch wieder in der gewohnten Detailtreue und mit der gebotenen Liebe zum Thema.

Der Untertitel deutet es bereits an: die Apuanischen Alpen haben natürlich nichts mit dem europäischen Hauptgebirge zu tun, sondern es handelt sich um einen nördlich von Livorno gelegenen Ausläufer des Apennin. Besser bekannt auch als Lieferant des Marmors von Carrara. "Das Buch stellt 20 unterschiedlich lange und unterschiedlich schwierige Wanderungen vor: vom Stadtspaziergang bis zur anspruchsvollen einwöchigen Hochtour. 18 thematische Kapitel liefern Hintergrundinformationen und erzählen Geschichten vom Marmor, von Anarchisten und Dichtern, vom Nazi-Terror und vom Widerstand der Frauen, aber auch über kulinarische Spezialitäten und vieles mehr."

Die Vorgaben sind also klar: auch der vorliegende Band macht es sich zur Aufgabe, neben einer sachgerechten Darstellung der einzelnen Touren diese auch einzubetten in einen geschichtlichen und kulturellen Hintergrund der zu erwanderden Kulturlandschaft. Ein Einführungskapitel versorgt den Leser mit einem kurzen Abriß der Geschichte, Klima, Flora und Fauna dieser Nordwest-Ecke der Toskana, stellt den "Nationalpark Apuanische Alpen" kurz vor und gibt Hinweise auf touristische Infrastruktur und Informationsquellen für Aktivitäten rund ums Wandern oder darüber hinaus (Übernachten, Wetter, Verpflegung und Unterkunft, Fahrpläne, Notfallunmmern etc.). Damit hat es sich aber praktisch auch schon mit den Parallelen zu herkömmlichen Wanderführern.

Den einzelnen Touren mit Titeln wie "Durch Kastanienwälder zum Ort des Schreckens", "Spurensuche an der Linea Gotica" oder "Ein Logenplatz hoch über der Küste" wird in dem gut 300 Seiten starken Büchlein wohltuend viel Platz eingeräumt. Die zwischen 10 und 20 Seiten pro vorgestellter Wanderung beginnen mit einem doppelseitigen Panoramafoto, das gefolgt wird von einer weiteren Doppelseite, welche die wichtigsten Informationen konzentriert zusammenfasst: Kartenausschnitt, Wanderzeiten, Sehenswürdigkeiten, Charakter und Schwierigkeitsgrad, Hinweise zu An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Übernachtungs und Einkehrmöglichkeiten und eine Kartenempfehlung. Darauf folgt der reichhaltig illustrierte Hauptteil, der neben den eigentlichen Wanderrouten immer genügend Platz lässt für Beobachtungen am Wegesrand und Einlassungen zu den besuchten Landschaften und den Spuren, die menschliche Bewirtschaftung über die Jahrhunderte hinterlassen hat. Nicht nur steigert dies die Lesefreude ungemein, es erhöht auch - zumindest für mich - das Wandervergnügen, wenn ich zumindest ein anekdotisches Grundverständnis für die Beobachtungen am Wegesrand habe. Seien das nun Wehranlagen aus dem zweiten Weltkrieg, lokale Köstlichkeiten, Kriegsschauplätze, lokale kulinarische Spezialitäten, Sagen und Märchen oder eben historische Steinbrüche.

Alles in allem handelt es sich beim vorliegenden Band um einen Wanderführer für Anhänger des ökologisch nachhaltigen Tourismus; für kulturell interessierte Menschen, deren Interesse nicht zwingend bei der Hochkultur aufhört, sondern die sich auch dafür erwärmen können, mehrere Jahrhunderte Besiedlungs- und Bewirtschaftungsgeschichte zu "erwandern" Oder kurz gesagt: für Menschen, die sich auch für die Alltagskultur der "normalen Menschen" interessieren; für das andere kann man ja einen Besuch in Lucca, Pisa oder Florenz einflechten. Was diesen Wanderführer besonders macht, ist dass er sich einem weithin unbekannten Wandergebiet widmet, das landschaftlich und historisch sicherlich nicht hinter den bekannteren (und überlaufeneren) Regionen verstecken muss, dafür aber noch genügend Raum bietet, sich langsam auf diese versteckte Perle der "anderen" Toskana einzulassen. Und ich wüsste nicht, wie man das hätte noch besser machen können.

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