Literaturtipps & Rezensionen
Paco Asensio: Häuser in den Bergen. Architektur und Landschaft."Häuser in den Bergen" ist - wie "Häuser am Wasser" desselben Autoren - ein herrlich unprätentiöser Titel für ein anregendes Buch. Dem architekturinteressierten und inspirationshungrigen Leser werden in der Tat Häuser in den Bergen vorgestellt. Statt um rustikale Almhütten handelt es sich dabei aber fast ausnahmslos um moderne architektonische Einzelstücke der besonderen Art, die Varianten moderner Architektur aufzeigen, im Einklang mit Naturraum, klimatischen Besonderheiten und menschlichen Lebensbedürfnissen zu bauen. Auf 170 Seiten werden 25 Häuser aus den USA, aus Kanada, Finnland, Liechtenstein, Spanien, Portugal, Italien, Norwegen, der Schweiz, aus Österreich und Australien präsentiert.
Italien wird repräsentiert durch ein, wie ich finde, gelungenes Konzept eines Fertighauses für die Südtiroler Alpen, das Anspielungen auf die regionaltypische Bauweise aufgreift, sich dann aber doch sehr modern, hell und trotzdem energiesparend darstellt. Der Begriff Fertighaus ist aber sicher irreführend, ist das gezeigte Gebäude doch weit entfernt von der ewigen Wiederholung immergleicher Klotzbauten mit und ohne Erker. Der Mailänder Architekt hat unter Zitierung traditioneller Elemente und mit Einbeziehung detaillierter topografischer Studien ein Haus geschaffen, das flexibel auf das vorhandene Grundstück abgestimmt werden kann und dessen Innenraumaufteilung individuellen Bedürfnissen Platz läßt.
Jedes der vorgestellten Wohngebäude atmet unverkennbar den Geschmack des Bauherrn und so scheitert für mich manches Gebäude am erhobenen Anspruch der Symbiose von Haus und Natur. Immer aber finden sich Anregungen, Details, intelligente Konzeptionen zu Lichtausnutzung, Energieeinsatz und Witterungsresistenz. Insofern kann man als Bauherr dem 2001 im Münchner Callwey erschienenen Band Inspirationen entnehmen, auch wenn sich naturgemäß kaum eines der vorgestellten Projekte nachahmen läßt. Rißzeichnungen, Detailfotos und Kontaktdaten der beteiligten Architekten und Mitarbeiter können sich aber als nützliche Information erweisen.
Man kann den reich bebilderten Band im angenehmen Coffee-Table-Format aber auch einfach genießen und darf sich häufig genug auch eine Dosis Neid gönnen. Es wäre doch armselig, wenn es nichts mehr zu erstreben gäbe.
Kai Tippmann