Literaturtipps & Rezensionen
Stephan Winkler und Jörg Wilczek: Apulien. Entdecken und geniessen im Tal der TrulliApulien ist ja hier in Italien sowieso eines meiner liebsten Reiseziele. Das "Jamaica Italiens" bietet nicht nur die wohl schönsten Strände des Stiefels, eine von vielen Kulturen geprägte Landschaft, Musiktradition und Architektur, sondern natürlich auch ganz eigene kulinarische Spezialitäten. Umso mehr freut es mich, dass das Autorenteam Stephan Winkler und Jörg Wilczek sich nun im Werd-Verlag dieses wunderschönen Landstriches angenommen hat.
Wohltuend ungedrängt gesetzt widmen sich die ca. 170 Seiten nach einem Vorwort und ein paar grundelegenden Bemerkungen zur apulischen Küche in 10 Kapiteln mit Namen wie "Meeresschätze und Strandkönige" oder "Herbstgenüsse im Weingebiet" verschiedenen Highlights dieser Region zwischen Foggia und Lecce. Da es bei dieser Art von Büchern meist darum geht, erst die Region zu besuchen und sich dann zuhause in der Küche zu bemühen, den auf der Terrasse am Meer erlebten Zauber wiederauferstehen zu lassen, sind die vorgestellten Rezepte eingebettet in kurze, atmosphärische Beschreibungen und illustriert von Jörg Wilczeks Fotos von den landschaftlichen Schönheiten dieses Landstrichs und seiner Bewohner.
Grundsätzlich handelt es sich bei der apulischen Küche um eine "arme", ländlich geprägte Küche, die ihren Zauber von der Frische der Zutaten erhält. Das heißt nicht, dass in den vorgestellten Restaurants nicht erfolgreich an der Verfeinerung gearbeitet wird, aber die Rezepte z.B. für "Gefüllte Auberginen" oder die archetypischen "Pettole" oder "Orechiette mit Stängelkohl" sind daher in aller Regel schnell und unkompliziert nachzukochen. Je nach Region bieten die Küstenregionen natürlich eine Auswahl an Fischgerichten, während es im Landesinneren durchaus auch Pferde- oder Ziegenfleisch sein darf. In bester mediterraner Tradition wird aber viel Gemüse verwendet und eine Reihe von Gerichten ist auch für Vegetarier und Gesundheitsbewusste interessant.
Ein solches Buch darf und brauch natürlich keine Bibel für Rezepte sein. Sowieso hat jede apulische Familie eigene Vorstellungen davon, wie man "Pettole" zubereitet, und insofern sollen die nachvollziehbar und bündig erklärten Kochvorschläge nur als Anregung zum selber experimentieren verstanden werden. Gleiches gilt für Ihre Phantasie und Möglichkeiten beim Jonglieren mit den Zutaten. In jedem Fall macht dieser schöne Band mir Lust, Apulien endlich einmal wieder zu besuchen. Denn selbst wenn es mit dem Kochen nicht so klappt, sind die Fotos und die knappen, aber kenntnisreichen Hintergründe zu Land und Leuten eine angenehme Lektüre für die Vorbereitung des nächsten Urlaubs. Reisetipps und ein paar Hinweise zu Restaurants und Unterkünften runden das Buch ab.
Ich halte "Entdecken und geniessen im Tal der Trulli" für eine Empfehlung an alle Liebhaber des heißen Südens Italiens und alle Neugierigen. In Verbindung mit einem klassischen Reiseführer - und ganz viel Zeit - gibt der Band einen schönen Eindruck dieser sehr speziellen, glücklicherweise noch nicht völlig vom Massentourismus entdeckten italienischen Region. Und für die frischen Seeigel müssen Sie ja sowieso hinfahren. Daumen hoch für das Buch, es ist zwar nicht ganz günstig, aber meiner Meinung nach trotzdem jeden Cent wert.