Literaturtipps & Rezensionen
Wolfgang Fuchs, Andreas Braun: ToskanaEin Bildband zur Toskana. Der Grazer Wolfgang Fuchs, hauptberuflicher Reisefotograf hat sich die Hasselblad und die EOS 1 unter den Arm geklemmt und die Toskana bereist. Nicht, um die üblichen Impressionen von der Ponte Vecchio und dem schiefen Turm aufzunehmen, sondern mehrmals und offensichtlich mit viel Zeit im Gepäck. Fuchs widmet diesen Band "all jenen, die stehenbleiben, um zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken und zu fühlen nicht nur um zu wissen, sondern um zu verstehen". Jedem, der einmal zur Hauptreisezeit versucht hat, vor dem Campanile ein Eis zu erwerben, weiß, dass die Angesprochenen in der Minderheit sind.
Der im österreichischen Carinthia-Verlag erschienene und von Andreas Braun betextete Band zeigt die trotz allem touristischen Hintergrundrauschen immer noch wunderschöne Landschaft, einen der schönsten Flecken der Erde. Die Landschaftsaufnahmen sind oft genug still und auffallend menschenleer, ohne vordergründige Sensationsgier, die oft genug aus Toskana-Bildern fließt, dafür hat sich Fuchs die Zeit genommen, dasselbe Panorama zu verschiedenen Jahreszeiten und unterschiedlichen Lichtverhältnissen aufzunehmen. So erschließt sich wohl am ehesten der Charme dieser auch noch auf den zweiten Blick einladenden Region, der sonst nur den immer wiederkehrenden Touristen - den Liebhabern - vergönnt ist.
Neblige Hügellandschaften, erdige Farben (Siena!), die unvermeidlichen Zypressen, Sonnenblumen- und Mohnfelder, uralte Weinkeller und Schafweiden, aber auch Portraits von listigen Alten, Carabinieri in schmucken Uniformen oder rotznäsigen Gören machen diesen Bildband zu einem Augenschmaus besonderer Güte. Hochwertiges Papier, großformatige und ungedrängt arrangierte Bilder und ein angenehm zurückhaltendes Schriftbild machen diesen Bildband zu einer wahren Kur für die Augen. Und, keine Angst, auch die Florentiner Kathedrale, Michelangelos David und der Schiefe Turm finden sich. Ein Geschenk.
Kai Tippmann