Buchtipps

Alte Espressomaschinen

Eine weitere Molidor-Espressomühle aus den fünfziger Jahren. Der perfekte Begleiter für Ihre Espressomaschine.Molidor
Mühle - Eine weitere Molidor-Espressomühle aus den fünfziger Jahren. Der perfekte Begleiter für Ihre Espressomaschine.
Preis: x Euro

Buchtipp:

Jan Kobel (Fotos), Judith Rüber (Text): Venedig für MüßiggängerJan Kobel (Fotos), Judith Rüber (Text): Venedig für Müßiggänger Bildband und Reiseführer: Müßiggang ist ein verblaßter Mythos, sogar das Reisen steht heute unter Erfolgsdruck. Der Mut zur Lücke ist...

Restauranttipp:

I Gutt D'oliFamiliär und bodenständig Die Speisekarte ist wohltuend ehrlich und regional ausgerichtet, Spaghetti Aglio e Olio für sehr nachvollziehbare 4 Euro sprangen mir ins...

Literaturtipps & Rezensionen

Judith Rüber: Venedig. Literarische Intermezzi auf Brücken, Plätzen und Kanälen.

Judith Rüber, Autorin des Reisebuches "Venedig für Müßiggänger" und einiger Essays über die Stadt, legt mit den "Intermezzi" einen literarischen Reiseführer vor. Braucht man so was oder richtet sich diese Art von Buch nicht sowieso an bärtige Stadtbild-Erklärerinnen und Pädagogen im zweiten Bildungsfrühling auf Zitaten-Sammelreise für Patchwork-Wissen? In Venedig muss man sowieso mal gewesen sein und wenn man ab und an einstreuen kann, wer außerdem dort seinen Espresso getrunken hat, wertet das den eigenen Urlaub um so mehr auf.

Venedig wie literarische Reiseführer haben sich also mit allerlei Vorurteilen zu plagen, Gefahr droht natürlich, wenn beides in einem Buch auftritt. Was den vorliegende Band heraushebt, ist Frau Rübers Liebe zum Objekt: Das erste Kapitel wird programmatisch nietzscheanisch mit "Vom Nutzen der Literatur für die Sehnsucht" unterschrieben und genauso wird das Projekt auch angegangen. Weit gefehlt, dass hier die Literaturgeschichte einfach nach topografischen Verweisen durchsucht und die Anfahrtsskizze zum Ort des literarischen Geschehens beigefügt wurde. Aufgeräumt wird mit PR-Klischees von Melancholie und Vergänglichkeit, die Venedig ebenso unabwendbar anhängen wie das "Born-to-be-wild"-Riff Darstellungen von Motorradfahrern im deutschen Fernsehen. Die Autorin schreibt nicht ab, sondern weiß sehr genau wovon sie spricht; das ist umso erstaunlicher, als ein literarischer Reiseführer zum Abschreiben prädestiniert ist.

Dabei gibt es kaum spannenderes, als sich beim Erkunden der fremden Stadt und ihrer Eingeborenen an die Hacken der größten Dichter und Denker zu hängen, welche die europäische Geschichte so hervorgebracht hat (und die glücklicherweise alle in Venedig waren), anstatt sich den eigenen Blick mit einem mittelmäßig bebilderten 08/15-Reiseführer einzuengen, zusammengestoppelt von unterbezahlten Journalisten, deren Detailkenntnis oft genug aus einem 14-tägigen Spesentrip stammt (oder zu stammen scheint, was auch nicht besser ist). Andererseits kann man natürlich auch nicht immer das komplette Werk lesen, um sich an den "Venedig-Stellen" zu erfreuen, Wer liest den schon ernsthaft "In einem fernen Land", um Hemingways november-nächtliche Rudertour über den Lago Maggiore goutieren zu können? Oder eben "Über den Fluss und in die Wälder", um mit Colonel Cantwell durch Venedig zu strolchen?

Mit Rübers Bändchen im Gepäck kann man sich getrost auf Spurensuche begeben und lernt anhand der launigen Paraphrasen auch noch allerlei Nützliches und Unterhaltsames aus einem irren Universum von Venedig-Versatzstücken. Das Buch ist thematisch unterteilt: Damit man nicht gar so ziellos durch die Landschaft irrt, kann man sich in Thematiken wie "Vier Maler: Dürer, Giorgione, Lotto und Veronese" oder einem "Exkurs über das jüdische Leben in Venedig" orientieren oder den Mythos "Hochwasser" als case-study in Abschreibe-Arbeit herzhaft beschmunzeln. Goethe fehlt nicht, Mann auch nicht und die anderen sind auch versammelt.

Trotzdem erleidet man nie den Geruch knochentrockener Bildungslektüre. Rübers Stil ist geradezu angelsächsisch flott und essayistisch angelegt, die Textstellen pointiert gewählt - kurzum: Ich würde es auf jeden Fall kaufen. Wenn ich rhetorisch irgend etwas kritisieren muss, dann fällt die Druckqualität von Jan Kobels Venedig-Fotografien merklich gegenüber dem handwerklich und satztechnisch sonst sehr gelungenen Bändchen ab, dass man dem Fotografen damit schwer Unrecht tut. Aber was soll's? Wegen irgendwas muss man ja schließlich auch noch hinfahren.

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