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Literaturtipps & Rezensionen

Heiko Koch: Casa Pound Italia: Mussolinis Erben

Vor ein paar Tagen ist Ciro Esposito gestorben, ein junger Fan von Napoli, ermordet durch die Schüsse des hochrangigen Römer Faschisten Daniele De Santis. Das vorliegende Buch widmet sich dem Paradeprojekt der intellektuellen Rechten, der in Rom geborenen Bewegung Casa Pound Italia.

„Seit 10 Jahren existiert die populistische Bewegung CasaPound Italia. Ihre Wurzeln sieht sie im historischen Faschismus zu Beginn der 1920er Jahre; in der Zeit als der italienische Faschismus noch nicht Bewegung mit revolutionärem Anstrich war und sich mit Terror und Gewalt den Weg zur Macht ebnete.“

Ich bin ein großer Fan davon, sich mit Dingen auseinanderzusetzen und sich eine fundierte Meinung zu bilden, Mechanismen und Hintergründe zu erkennen, zu verstehen und nicht beim Slogan stehenzubleiben. Das gilt besonders für Dinge, die mir nicht gefallen. Eines der erfolgreichsten Projekte Italiens ist die von Gianluca Iannone, eloquenter Sänger der Rechtsrockband ZetaZeroAlfa, gegründete Casa Pound-Bewegung. Ausgehend von einem besetzten Haus in Rom haben sich diese Zentren unter dem Siegel der Schildkröte mittlerweile in ganz Italien verbreitet. Medienwirksame Aktionen, ein lebendiger Auftritt im Internet, erfolgreiche europäische Vernetzungen, Verwurzelung in der Musikszene, ein eigener Kleidungsstil und die Adaption und Umwidmung popkultureller Phänomene und Symboliken sorgen für regen Zulauf in Italien. Grundlage für diesen Erfolg ist vor allem auch ein unpolitischer Anstrich und das Andocken an bereits bestehende jugendliche Subkulturen – wie z.B. Ultràs -, der sich als niedrigschwelliges Angebot übersetzen lässt.

Hoch anzurechnen ist dem Autoren hierbei, dass er die vielschichtigen Aktivitäten und Ausdrucksformen von Casa Pound detailliert, kenntnisreich, aber eben auch unaufgeregt und sachlich darstellt und dabei spannend lesbar aufbereitet. Es gelingt Heiko Koch, die verwendete Symbolik und Sprache aufzubereiten und so als das darzulegen, was es ist: eine ungemein erfolgreiche, aber eben auch höchst politische Initiative der extremen Rechten. Er schlüsselt historische Verweise auf, erklärt und demaskiert und lässt so den Leser nachvollziehen, was hinter vordergründig unpolitischem Auftreten, aber auch eigentlich positiv erscheinenden Formen sozialer Aktivität, Hilfe für Arme, Einsatz für Naturschutz und Einsatz für mehr Bildung eben immer steckt: der Versuch, ein gescheitertes Modell durch popkulturellen Zuckerguss als innovativ und revolutionär zu verkaufen.

„Dort, wo sich der italienische Staat partiell von seiner Verantwortung zurückgezogen hatte, engagierte sich Casa Pound. So ersetzten die Faschisten, zwar nur temporär und im sehr Kleinen, aber in Zeiten der Not, den Staat. Man muss kaum betonen, wie positiv sich dies auf das Renommee der CasaPound innerhalb der Bevölkerung auswirkte und wie phantastisch dies in ihr Propagandakonzept passte. Derart gut beleumundet baute sich La Salamandra in den letzten Jahren zu einer kleinen, aber landesweit aktiven Zivilschutzorganisation auf. Sie engagiert sich im Alltag der Kommunen, räumt Schnee beiseite, leistet Aufräumarbeiten bei Überschwemmungen […] oder verteilt, wie Anfang Dezember 2012 (ganz Winterhilfswerk des Deutschen Volkes), Decken an frierende Obdachlose in Mailand und Rom.“

Denn wenn man Casa Pound verstehen will, muss man sich unter die Oberfläche begeben, hinter die Fassade einer scheinbar modernen, in ihren Ausdrucksformen durchaus innovativen Bewegung blicken. Und Koch ist hingegangen, hat verschiedene faschistische Zentren und Läden (nicht nur in Rom) aufgesucht, sich vor Ort unterhalten, ein Bild gemacht. Ebenso hat er sich Originalmaterialien beschafft, mit den diversen Antifagruppierungen und Experten geredet. Er hat dutzende Websites durchforstet, die Biografien von direkt beteiligten oder referenzierten Politikern, Literaten, Malern oder Sängern durchleuchtet. Und er entlarvt Casa Pound als das, was es ist: modernes Copy & Paste-Marketing, ironisches Spiel mit kulturellen Versatzstücken, um eine alte Ideologie in das neue Jahrtausend zu heben. Eine durchaus clevere Strategie mit dem Ziel, einen Männerbund mit Gewaltfetisch als sozial wünschenswerte Antwort auf akute Probleme der Globalisierung zu verkaufen. Dass man dafür auch Che Guevara auf die Plakate druckt, unterdrückte Minderheiten im Ausland unterstützt, Erdbebenopfern hilft oder gegen staatliche Einschnitte ins Bildungswesen demonstriert, ist Mittel zum Zweck.

„Dabei ist es hilfreich, einer rechten Denktradition anzugehören, die, wenn auch 100 Jahre alt, linke Wurzeln aufweist. Ziel dieser Marketingfirma und Kulturfabrik ist, das Produkt Faschismus als uno stile di vita, als Lebensstil, an den Mann und die Frau zu bringen. […] Kulturkampf von rechts, in dem es zuerst eine kulturelle Hegemonie in der Gesellschaft zu erringen und die Herzen und Köpfe der Menschen zu gewinnen gilt, bevor es eine gelungene politische Wandlung geben kann.“

Unbedingte Leseempfehlung für alle politisch interessierten Menschen. Bestellen kann man das Buch z.B. beim Unrast-Verlag in Münster.

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