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Literaturtipps & Rezensionen

Raffaele Celentano: Italia, Amore Mio

Ich glaube, es gab noch nie ein Printprodukt, das ich nur aufgrund des Titelbilds unbedingt besitzen wollte. Als ich über den im ars vivendi-Verlag angebotenen Posterkalender "Italia, amore mio" stolperte, ging es mir aber genau so. Der Aufmacher der qualitativ hochwertigen Sammlung zeigt zwei Italiener, die einer miniberockten Schönheit beim Anschieben ihres Fiat Cinquecento helfen und in ihrer vorteilhaften Position hinter der jungen Dame ganz offensichtlich nicht auf den Verkehr achten. Das ist weit entfernt davon, gestellt zu wirken und doch so typisch italienisch, dass ich jetzt noch schmunzeln muss, wenn ich das Titelbild betrachte. Protagonisten sind: 1. Das Ur-Auto Nachkriegs-Italiens, Zeugungsstätte einer ganzen Generation, mehr knuffig und niedlich als technisch zuverlässig, 2. eine italienische langbeinige Schönheit und 3. zwei hilfsbereite aber nicht komplett altruistische Luigis, die in typisch italienischer Manier das nützliche mit dem angenehmen verbinden. Natürlich kann man die dargestellte Szene nun feministisch ganz einfach dekonstruieren, die Argumente liegen auf der Hand, aber genau darum geht es ja überhaupt nicht, wie der groß in rot darunterstehende Titel verheißt: "Italia, amore mio!"

Und dafür hätte man die wunderschöne Titelaufnahme nicht besser aussuchen können: ein verschmitzter Blick auf die eigenen Stärken und Unzulänglichkeiten, eine in einer Szene konzentrierte Metapher für das, was Italien einerseits so liebenswert macht und einem in anderen Momenten die Haare raufen lässt. Ein ironisch-liebevoller Blick auf ein Land, das alles andere als perfekt ist, dessen Bewohner in den letzten Jahrhunderten aber den kreativen Umgang mit den eigenen Unzulänglichkeiten zum Lebensziel erhoben haben. Natürlich springt der Fiat mal wieder nicht an, aber wer würde wegen sowas denn einen erhöhten Blutdruck riskieren? Der aus Sorrent stammende und in München lebende Fotograf zeigt seine Stärke in der Auswahl von Motiven, die - zumindest für mich - sein Heimatland und meine Wahlheimat in Szenen darstellt, die weit über den dargestellten Moment hinaus die sprichwörtlichen "Bände sprechen" über ein Land, in dem Flexibilität und Geduld die wichtigsten Überlebensstrategien darstellen.

Der Septembertitel "91. Minute" zeigt einen älteren Herrn, der am Transistorradio konzentriert die Schlußminuten seiner Squadra verfolgt, während seine Frau verärgert die Umgebung sondiert und das Töchterchin im Celebrity-Magazin blättert. Schon im Februar zeigt Celentano ein selbstvergessenes Liebespaar auf einer Parkbank, leicht indigniert betrachtet von einer ihren Hund ausführenden Rentnerin. Natürlich sind das alles Stereotypen und unzulässige Verkürzungen, natürlich lässt sich ein mitteleuropäisches Industrieland nicht auf solche Metaphern reduzieren. Aber im Kern erzählen die dargestellten Szenen von dem, was Italien sich nach Abzug des kulturellen Überbaus bewahrt hat: Leidenschaft, Freude an den kleinen Dingen des Lebens, Toleranz und eine unendliche Geduld.

Ein wunderschöner großformatiger Bildband, eine herrliche Geschenkidee für alle Italienbegeisterten, um sich die Monate bis zum nächsten Urlaub zu verkürzen. Stereotyp bis knapp unter die Schmerzgrenze, dabei wahrhaftig und ungestellt und niemals kitschig. Ein großes Kompliment an das Auge des Fotografen, seine Präzision in der Auswahl "sprechender Motive" und seinen vergebenden Blick auf die Unzulänglichkeiten seines geliebten Heimatlandes. Wer liebt schon Perfektion? Es sind die kleinen Schwächen, die man ins Herz schließt. In einem imaginären "Deutschland, meine Liebe" wäre vermutlich ein "Gelber Engel" beim Anschließen des Notebooks im Motorraum eines Passat Kombi zu sehen während die Umstehenden sich sichtlich verärgert über den zu erwartenden Preis der Werkstatt und den Niedergang deutschen Qualitäts-Autobaus austauschen.

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